Ein großes Thema in meinem Familien- und Freundeskreis ist das Aussterben des Hebammenberufs. Meine Großtante Sonja (Hebamme und Kopf des Vereins Meeting Bismarck, für den ich ehrenamtlich als Grafikerin arbeite) war unter anderem mit Hannelore Hoger zu Gast in der Fernsehsendung Kölner Treff. Dort war nicht nur der Verein Meeting Bismarck Thema, sondern natürlich auch das Aussterben des Berufs Hebamme in Deutschland. Hannelore Hoger haute dazu auf den Tisch und dies war der Start der Kampagne #aufdentischhauenfürhebammen

Wie die Aktion „Auf den Tisch hauen für Hebammen“ ins Rollen kam, könnt ihr hier anschauen.

Wir hauen auch auf den Tisch

Vor genau 5 Jahren hatte ich von vielen Hebammen Unterstützung. Vor der Geburt haben wir einen Geburtsvorbereitungskurs gemacht – bei einer Hebamme. Während der Geburt hatte ich eine sehr gute Betreuung – durch eine Hebamme. Auch nach der Geburt hatte ich eine tolle Hebamme, die mich wochenlang zuhause besucht hat, kontrollierte, dass Muffeljunior gut versorgt ist und sich bei mir alles richtig zurück bildet. Das ganze erste Jahr konnte ich mich mit Fragen an sie wenden.

„Damals“ war noch alles anders.

Heute werden Frauen vor der Kreißsaal-Tür mit Wehen weggeschickt, weil durch den Mangel an Geburtsstationen und Hebammen alles überfüllt ist. Diese Frauen müssen unter Wehen losziehen, sich ein anderes Krankenhaus suchen und hoffen, dass dort Platz ist. So vor einem Jahr einer meiner besten Freundinnen passiert. Eine andere Freundin musste ihre Kleine wegen Platzmangels im mini Untersuchungszimmer bekommen. Die meiste Zeit war sie dabei alleine.
Es kann nicht sein, dass wir in Deutschland in der Entwicklung zurück gehen und das nur, weil die Krankenkassen und die Politik das Problem nicht ernst nehmen und total versagen. 

Warum müssen so viele Hebammen aufhören

Von 2002 bis 2017 haben sich die Haftpflichtversicherungsprämien für Hebammen mehr als verzehnfacht. Inzwischen muss eine Hebamme, die freiberuflich Geburtshilfe anbietet, über 7.600 Euro nur für ihre Berufshaftpflichtversicherung bezahlen. Viele Hebammen können die Prämien aufgrund ihres ohnehin schon niedrigen Verdienstes nicht mehr erwirtschaften. Freiberufliche Hebammen haben einen Durchschnittsnetto-Stundenlohn von zurzeit etwa 8,50 Euro.

Die angestellten Hebammen in den Kliniken leiden vor allem unter der Personalverknappung, Arbeitsverdichtung und der Zunahme von Dokumentationspflichten in den Krankenhäusern. So muss eine Hebamme mitunter drei Geburten parallel betreuen. Denn auch in den Krankenhäusern gilt: Gut ist, was sich rechnet. Wenn also viele Geburten mit möglichst wenig Personal abgewickelt werden können, freut dies den Klinikbetreiber. Einträglich sind außerdem auch Kaiserschnitt- und Frühgeburten.

Diese falschen Anreize schaden Mutter und Kind genauso wie den Hebammen.

Wofür braucht man eine Hebamme

Laut Hebammengesetz kann eine Hebamme eine normal verlaufende Geburt alleine leiten. Ein Arzt dagegen darf eine Frau nur in Notfällen ohne eine Hebamme entbinden. Diese Hinzuziehungspflicht gibt es nur in Deutschland. Sie gilt übrigens auch bei einem Kaiserschnitt.

Hebammen unterstützen und beraten werdende Mütter und Väter bereits in der Schwangerschaft. Sie begleiten Geburten im Krankenhaus, im Geburtshaus und zuhause. Nach der Geburt betreuen Hebammen die Mütter zuhause, kontrollieren das Wachstum und die Gewichtszunahme des Kinder, beobachtet außerdem die Rückbildungs- und Abheilungsvorgänge, unterstützen das Stillen und geben Hilfestellung bei Schwierigkeiten.

Schließung von Geburtsstation

In Deutschland gibt es immer weniger Krankenhäuser mit einer Geburtsstation. Aufgrund finanzieller oder organisatorischer Entscheidungen werden immer mehr Orte für Geburten abgeschafft. 1991 gab es noch 1186 Kliniken, in denen Geburten möglich waren. Ende 2015 waren es nur noch 709 Kliniken mit Geburtshilfe, das ent­spricht einem Rückgang um 40 Prozent. Seitdem schließt fast jeden Monat ein Kreißsaal ganz oder vorübergehend die Türen.

Dabei geht die Zahl der Geburten nach oben. Es ist keine Ausnahme mehr, dass Schwangere 40 Kilometer zum nächsten Krankenhaus fahren müssen (so in meinem Heimatort), oder Frauen abgewiesen werden, weil kein Kreißsaal mehr frei ist und dann unter Wehen ein neues Krankenhaus finden müssen.

Macht mit

Wer die Aktion unterstützen möchte, postet ein Video oder Foto auf Instagram oder Facebook mit dem Hashtag #aufdentischhauenfürhebammen so wie die Menschen im Video oder die Beispiele unten auf Instagram.